02.07.11

Axel Scherm

Allerhand aus Schland

Heißt es jetzt Krakenorakelin oder Krakinnenorakel und gibt's überhaupt eine solche? Eine Pauline, eine Paulinette, eine Pauleuse? Irgendwie habe ich den Eindruck, fügt sich nicht alles so wie es sein sollte, bei dieser Frauenfußball-WM. Ja gut, ich gebe zu, das sieht schon meistens wie Fußball aus und es fallen auch schöne Tore. Außerdem spucken die Mädels nicht so oft auf den Boden, und wie manche Fußballerina aussieht, sollte ja wirklich keine Rolle spielen; bei den Männern tragen ja auch die wenigsten ihr Haar so schön wie Mario Gomez. Trotzdem, schon das Wort Frauenfußball. Wenn Männer spielen, heißt es doch auch einfach nur Fußball. Und dann diese nervtötenden Innen-Anhängsel: SchiedsrichterInnen, FußballerInnen, TrainerInnen. Zum Glück spielen die FinnInnen nicht mit.

Dann das Spiel gegen die – dank Voodoo-Zauber – garantiert lesbenfreie Knochenbrecher-Truppe aus Nigeria. Ich mach' mir jetzt bestimmt ein paar FeindInnen, aber warum musste ich nach fast jedem deutschen Ballkontakt an einen versprengten Hühnerhaufen denken? Könnte natürlich daran liegen, dass Hähnchenhaufen in der Natur kaum vorkommen? Und als Krönung dann noch diese moppelige Schiedsrichter-Asiatin, die selbst die härtesten Attacken nichtahndend und nichtsahnend unter den Rasen grinste. Bei den Männern wäre die mindestens mit ein paar Feuerzeugen oder Bierbechern beworfen worden und das halbe Stadion hätte gewusst und verkündet, wo ihr Auto wohnt.

Ich kann mir nicht helfen, aber ich werde nicht so recht warm mit jenen ursprünglich auf ein gewisses Maß an Robustheit und – ja, auch   Primitivität ausgelegten Sportarten, die dann plötzlich auch von Frauen ausgeübt werden (sollen/müssen). Diese Ambivalenz, wenn eine Spielerin ordentlich einsteigt, als Flintenweib abgestempelt zu werden, um sie dann, wenn sie es nicht tut, sofort der Nonnenhockeyfraktion zuzurechnen, führt doch bei den meisten Beobachtern und Zuschauern nur zur gänzlichen Gefühlsverwirrung. Wenn dann auch noch, ganz im Zeichen von Bild Dir Deine Meinung Großmaulwerbung für das »größte, deutsche Presseorgan« hinzu kommt, ist doch endgültig jeglicher Wohlwollensbonus verspielt – oder? Also bei mir schon!

Bis vor kurzem dachte ich ja, man könnte den Deal machen, Männer lassen die Finger von rhythmischer Sportgymnastik und Synchronschwimmen, dafür lassen die Frauen das Fußballspielen und Boxen wieder bleiben. Dann aber sah ich neulich beim Themenabend „Nordlichter“ in 3Sat einen Filmbericht über schwedische Männer in der Midlife Crisis, die eine Synchronschwimmgruppe gegründet haben und zu unverhofftem Erfolg gelangten.

Auf nichts mehr ist Verlass. Schlimm!
Und was noch schlimmer ist: so wie ich die Nordlichter einschätze, sind bei der nächsten Frauen-Fußball-WM auch die Finninnen dabei.