Diese Kolumne lässt sich auch hören!

»Die fünfte Babykolumne:
Chrissodaum« vorgetragen von Tom Wendt (unterstützt von Jael Kaufmann)
(Bitte beachten Sie unseren Rechtevorbehalt).

14.06.05

Tobias Kaufmann

Die fünfte Babykolumne:
Chrissodaum

Die kleine Vorsitzende ist ein Papagei. Sie plappert alles nach. Wenn Süße telefoniert, legt Jael sich eine Faust ans Ohr, manchmal auch die Premiere-Fernbedienung, und spricht die Satzenden nach. Sagt Süße »gut«, sagt sie auch »gut«. Und dann horcht sie mit großen Augen in ihren Hörer hinein und wiegt ab und zu gewichtig den Kopf. Selbst wenn ich mit ihr schimpfe, hat sie das letzte Wort. »Hör jetzt auf, das meine ich Ernst«, sage ich und hebe den Zeigefinger. »Ernst«, sagt meine Tochter, hebt einen kleinen, runden Zeigefinger in die Luft und nickt zustimmend.

Foto (Jael)

Jael

Foto von Tobias Kaufmann

Wir haben begonnen, Jael zu dressieren. Nicht so schlimm wie Kolumnist Magdi und seine Frau, die ihre Tochter eine Zeitlang für eheinterne Scharmützel nutzten, indem sie ihr Aussagen wie »Papa ist eine Arschkrampe« beibrachten. Wir haben uns lieber darauf verlegt, Eindruck vor Freunden zu schinden, indem wir Jael komplizierte Wörter wie »Apfelschorle« nachsprechen lassen. Auf dem Höhepunkt der Papsteuphorie beugte ich mich zur kleinen Vorsitzenden herunter und flüsterte: »Sag mal deutscher Papst.« »Doitsepapps!«, quietschte sie. Ein Riesenerfolg. Wann und wo auch immer wir die Nummer öffentlich aufführen – selten habe ich erwachsene Menschen derart einstimmig in Verzückung ausbrechen sehen. Als der 1.FC Köln, dessen Mitgliedsnummer 5062 ich mit Stolz trage, einen Trainer suchte, musste ich nicht lange überlegen, was Jael nachplappern sollte. »Chrissodaum!«, krähte sie vergnügt.

Ich hätte die kleine Vorsitzende sofort nach Istanbul schleppen und dem größten aller Trainer vorführen sollen – erweicht hätte Christoph Daum für drei Euro zwanzig einen Vierjahresvertrag unterschrieben. Leider habe ich das versäumt. Daum hat für weitere zwei Jahre bei Fenerbahce unterschrieben und wir werden demnächst von dem ehemaligen Erfolgscoach der Weltklubs Waldhof Mannheim, LR Ahlen und Arminia Bielefeld trainiert: Uwe Rapolder. Jetzt müsste ich Jael eigentlich »Rapolder« beibringen. Aber ich zögere noch. Wäre ja schade, wenn sie sich ein Wort merkt, das in ein paar Monaten kein Kölner mehr hören will.

»Babykolumnen« von Tobias Kaufmann:

  1. Bob der Bär
  2. Guten Morgen Deutschland
  3. Nagenakknakk dejööööh rkjnok
  4. Häusliche Gewalt
  5. Chrissodaum
  6. Toooor!
  7. Selba!
  8. Auf Tournee
  9. Mein fremdes Kind
  10. Enthüllungen über Folterpapa
  11. Köff, Köff!
  12. Papa allein zu Haus
  13. Mussa nicha weinen!
  14. Gott und die Beinchen
  15. Passende Paprika
  16. Hesus von Köln
  17. Staatsbesuch
  18. Alles für die Forschung
  19. Ein Pferd für die Königin

Ab hier nennen wir es »Kolumnen mit der Kleinen Vorsitzenden« von Tobias Kaufmann:

  1. Mama sieht nicht schön aus
  2. Mit der Einschulung beginnt der Ernst des Lebens. Fragt sich nur, für wen.
  3. Scheckbuchdiplomatie

Solche Kolumnen sind auch in Tobias Kaufmanns Buch »Die kleine Chefin. Ein Trostbuch für versklavte Eltern«, wunderbar illustriert von Meike Haberstock, erschienen – im Eichborn-Verlag, einfach beim Buchhändler Ihres Vertrauens oder im Internet bestellen, zum Beispiel bei amazon bestellen. Das Geschenk für werdende und junge Eltern!